Münzenberger Schneckenforschung: Was gegen die Monster hilft

2014 war es ganz übel: zu hunderten kamen die schleimigen Monster aus dem Gebüsch und stürzten sich auf alles, was der Kleingärtner gerade ausgepflanzt hatte. Die Zeit drängte. Wenn wir in diesem Jahr  Zucchini und andere Köstlichkeiten ernten wollten musste etwas geschehen.  Auf Gift wollten wir verzichten. Manuelle Mordaktionen fanden wir auch nicht sooo toll. Also tauchte die Idee auf, nach natürlichen Abwehrmechanismen zu suchen. Im Internet und der Fachliteratur gibt es viele viele Vorschläge für „Repellents“, um die die Schnecken angeblich einen Bogen machen – Buchsbaum, Kresse, Kaffeesatz, Chili …     Wir begannen eine Testreihe, um herauszufinden, was unsere Schnecken besonders verabscheuen.   Hier die Ergebnisse von 2014 (im sehr trockenen Sommer 2015 konnten wir die Tests mangels Versuchsteilnehmern leider nicht wie geplant fortsetzen):


14.05.2014: Wie halten wir Gärtner uns die Schnecken vom Hals? Versuch No. 1: der Elektrozaun. Das linke Feld ist mit zwei 5-Volt-Drähten umgeben, an denen unsere schleimigen Gegner einen Schlag bekommen. Funktioniert bei größeren Exemplaren, die kleineren schlängeln sich aber durch. Also besteht also noch Forschungs- und Optimierungsbedarf.


22.05.2014 : Repellentversuch mit Zitronenmelisse und Gartenkresse. Wirkungsvoll, solang die Zitronenmelisse frisch ist (Welke Melisse wird von den Schnecken freudig verputzt). Auch um die Gartenkresse machten in dieser Nacht fast alle Schnecken einen Bogen. Wetter: trocken, Nachttemperatur 12 Grad. Versuch wird bei Nässe wiederholt.


24.05.2014: In einer feuchten, relativ warmen Nacht (12 Grad) wurden die Versuchsteilnehmer auf Salatpflanzen losgelassen. Als Abwehrpflanzen auf dem Testgelände (v.l.n.r.) Buchsbaumblätter, Zitronenmelisse und Gartenkresse. Ergebnis: obwohl viele (die meisten?) Schnecken einen Bogen um die Repellent-Pflanzen machen spazieren etlichen quer hindurch. Von denen mögen zwar nur wenige den Salat – diese wenigen Exemplare hauen sich aber dann leider genüsslich die Wampe voll … Also: es muss weitergeforscht werden.


25.05.2014: Repellent-Versuch mit Kaffeesatz, Chili, Lavendel, Knoblauch und Tee. Kaffee ist wirkungslos. Chili (Capsacain) finden die Schnecken offenbar interessant – wird von einigen verspeist. Ist also als Repellent wohl nicht geeignet. Im Internet klang das bei einigen Experten ganz anders, aber vielleicht braucht man dazu weit höhere Konzentrationen . Tee und Lavendel werden zwar inspiziert, aber (mit einer Ausnahme) nicht überkrabbelt.


27.05.2014: Schneckenabwehr mit selbstgebasteltem Zaun und Teeblättern. Der Zaun wird überklettert – der Überhang ist bei dieser Konstruktion offenbar für größere Schnecken kein Problem. Teeblätter bilden aber eine sehr wirksame Barriere.


15.07.2014: Ein weiterer Versuch mit Teeblättern und Knoblauch – mit sehr verwirrendem Resultat. Bei der rechten Salatpflanze sind die Teeblätter für unsere Versuchsteilnehmer kein Hindernis, dafür wird offenbar dem Knoblauch ausgewichen. Bei der linken Pflanze ist der Schneckenzaun mit 3-Volt-Barriere ziemlich wirksam. Und auch die Teeblätter werden nicht überwunden. Dieselben Teeblätter, die bei der rechten Pflanze wirkungslos sind!


16.07.2014: Der Elektrozaun (4,5 V) ist wirkungsvoll. Teeblätter werden gemieden. Angebratener Knoblauch wird freudig verputzt.


22.07.2014: Vorangegangene Versuche hatten ergeben, dass die Schnecken um Tee und Knoblauch meistens einen Bogen machen. Also ein neuer Test, diesmal mit einer liebevoll zubereiteten Tee-Knoblauch-Tinktur.Die wurde auf das rechte Häufchen Gierschblätter geträufelt (Giersch mögen Schnecken sehr). Die Tinktur erfüllte leider nicht die großen Hoffnungen – im Gegenteil: Die Tinktur zieht die Versuchsteilnehmer geradezu magnetisch an. Vielleicht sollte ich die Strategie wechseln und nicht mehr nach einem Repellent sondern nach einem Lockstoff suchen, der die Schnecken von unseren kleinen Nutzpflänzchen wegzieht.

Zwischenbilanz 2014:  Wirklich gut ist eigentlich nur ein Elektrozaun. Auf der Suche nach pflanzlichen Repellents sind wir nicht besonders weit gekommen.  In der nächsten Testreihe werden wir deshalb verstärkt Lockstoffe verfolgen, mit denen wir die Schecken von unseren Nutzpflanzen ablenken können.

Im sehr trockenen Sommer 2015 konnten wir die Tests mangels Versuchsteilnehmern leider nicht wie geplant fortsetzen.   Sobald wir wieder Testpersonen finden geht es weiter!

Dieser Beitrag wurde unter Erstaunlich, Forschung & Lehre veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.